Vom Papier ins Labor – Nützliche Tools für eine erfolgreiche Experimentplanung und -durchführung
Die Wissenschaft befindet sich konstant auf der Suche nach Antworten. Welche Tools Forschenden im Arbeitsalltag behilflich sein können, wurde in der dritten Veranstaltung der Veranstaltungsreihe „3R – Insights aus dem Labor“ des Bundesnetzwerks 3R vorgestellt.
Wie identifiziere ich den Bedarf für neue Methoden? Gibt es bereits eine passende Alternativmethode für mein Projekt? Welche Tierversuche wurden durchgeführt – mit oder ohne Erfolg? Welche Tools existieren und welche müssen noch implementiert werden, um den Forschungsalltag zu erleichtern oder Tierversuche zu reduzieren? Fragen, die jeder Wissenschaftlerin und jedem Wissenschaftler aus dem Bereich der 3R-Forschung im Verlauf ihres Forschungsalltags begegnen. Fragen, die wir auf der digitalen Veranstaltung „Vom Papier ins Labor – Nützliche Tools für eine erfolgreiche Experimentplanung und Durchführung“ mit Expertinnen und Experten aus der Forschung besprochen haben.
Dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ist die Notwendigkeit eines transparenten und offenen Informationsaustauschs bewusst. Daher ist die Forderung nach Open Access, den freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur, fest in den Förderrichtlinien verankert. Es gehe um die Erleichterung des Zugangs zu Forschungsdaten, aber auch um die Weiterentwicklung wissenschaftlicher Bewertungsverfahren und die Förderung professioneller Expertise im Umgang mit Forschungsdaten, so Dr. Kerstin Kämpf, Referat 617 des BMBF, in ihrer Eröffnungsrede. Für einen gelingenden Transfer in die Anwendung sei ein kontinuierlicher Wissensfluss fundamental, hier müssen Daten einfach und schnell auffindbar sein.
Kernstück der Veranstaltung war die Vorstellung diverser Tools:
Dr. Julia Steitz, Wissenschaftlerin an der Uniklinik RWTH Aachen, berichtete über das Projekt emediaskills lab, ein multimediales Ausbildungskonzept für einen internationalen Masterstudiengang im Bereich der Versuchstierkunde. Das Kooperationsprojekt des Audiovisuellen Medienzentrums (AVMZ) der Medizinischen Fakultät der RWTH mit den Kliniken des Universitätsklinikums Aachen steht sowohl Studierenden als auch Lehrenden zur Verfügung. Studierende müssen eine einjährige Berufserfahrung vorweisen. Die Plattform bietet komplexe Lernanwendungen und interaktive Lernmodule an, wie zum Beispiel navigierbare Lehrvideos, formative Tests und Falldarstellungen. Ein Folgeprojekt wird die Entwicklung von Modulen für die Erschaffung einer virtuellen Realität (virtual reality) sein, um den Studierenden ganz gezielt die praktischen Fähigkeiten am Tier zu vermitteln.
Dr. Céline Heinlvom Deutschen Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat eine Datenbank entwickelt, in der Forscherinnen und Forscher weltweit ihre Tierversuche vorab registrieren können. Durch diese Präregistrierung eines geplanten Tierversuches werden auch negative Ergebnisse dokumentiert und sichtbar. Die Datenbank animalstudyregistry verfolgt damit das Ziel, sowohl Transparenz innerhalb der Community zu schaffen als auch den Einsatz von Tierversuchen auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren.
Dr. Nicole Linklater von der Philipps-Universität Marburg und Prof. Dr. Bernhard Hiebl von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) haben die Plattform 3R-Smartentwickelt. Ziel der Informations- und Schulungsplattform ist es, alle Akteure aus dem Bereich 3R mit qualitativ hochwertigen Informationen zu unterstützen. Die Schulungsplattform bietet Video- und Textbeiträge zu verschiedenen Aspekten der 3R und eine digitale Karte mit bundesweiten 3R-Zentren an. Darüber hinaus haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich in einem moderierten Forum zu verschiedenen 3R-Themen auszutauschen. Darüber hinaus sollen zukünftig Lehrmaterialien entwickelt und Möglichkeiten für das Absolvieren von Prüfungen geschaffen werden. Diese Prüfungen sollen neben den 3R auch Themen wie Ethik und Recht abdecken. Langfristig sind die Beitragsformate in deutscher und englischer Sprache geplant.
Dr. Daniel Butzke vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellte SMAFIRAvor, eine Suchmaschine für Alternativmethoden. Dabei handelt es sich um ein frei zugängliches Online-Tool, das Forschende bei der Recherche nach Alternativmethoden in PubMed unterstützt. Das Besondere an der Suchmaschine ist, dass keine sensiblen Daten freigegeben werden müssen und keine Suchwörter erforderlich sind. Ausgangspunkt der Suche ist ein sogenanntes Referenzdokument, in dem eine wissenschaftliche Fragestellung beschrieben sein muss. Die Suchmaschine sucht im Anschluss nach Übereinstimmungen und gibt eine sortierte Liste relevanter Literaturzitate bzw. durchgeführter Methoden wieder. Die Klassifizierung erfolgt anhand eines Algorithmus. SMAIFRA versteht sich dabei nicht als ein eigenständiges Werkzeug, sondern als integrativer Teil einer ausführlichen Literaturrecherche.
Dr. Sabine Bischoffvom Universitätsklinikum Jena stellte das BMBF-geförderte Projekt CIRS-LAS (Critical Incident Reporting System – Laboratory Animal Science)vor. Dabei handelt es sich um ein webbasiertes Meldesystem, das bei der Erfassung und Analyse von unerwarteten Ereignissen in der tierexperimentellen Forschung eingesetzt werden kann. Das Projekt wurde 2015 gegründet und orientiert sich an dem sogenannten CIRS-Meldesystem (Critical Incident Reporting System, deutsch „Berichtssystem über kritische Vorkommnisse“), das in der Humanmedizin bei kritischen Zwischenfällen eingesetzt wird, um eine bessere Patientensicherheit zu gewährleisten. Ein wesentliches Merkmal ist die weltweite Nutzbarkeit des Systems. Forschende aus aller Welt können anonym und ohne Registrierung kritische Ereignisse in der Versuchstierkunde melden. Danach erfolgt eine Analyse durch ein Fachgremium. Die Fälle werden in einer Datenbank registrierten Nutzerinnen und Nutzern verfügbar gemacht. Ziel ist es, einen offenen und transparenten Dialog innerhalb der Community zu fördern, um voneinander zu lernen und zukünftiges Handeln im Sinne des Tierwohls zu beeinflussen.
In einer abschließenden Umfrage konnten die Teilnehmenden der Veranstaltung angeben, welche weiteren Hilfsmittel sie benötigen, um eine erfolgreiche Experimentplanung durchzuführen. Die Ergebnisse verdeutlichen die unterschiedlichen Bedürfnisse, wie zum Beispiel: modellbasierte Protokolle, variable Mausmodelle für verschiedene medizinische Fachbereiche, eine Plattform zum Austausch über Probleme mit Analysegeräten, eine Fördermitteldatenbank für Verbesserungsmaßnahmen bei Tierversuchen sowie eine Übersicht für alle 3R-Tools, die genutzt werden können.
Im Anschluss hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, in verschiedenen digitalen Räumen die einzelnen Programme und Funktionen eigenständig auszutesten.
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